Warum steigt die Zahl der Autisten?
Die Anzahl der Autismus-Diagnosen steigt weltweit kontinuierlich an. Dies könnte auf eine verbesserte Diagnostik und ein gesteigertes gesellschaftliches Bewusstsein zurückzuführen sein. Das Video erklärt, wie sich das Verständnis von Autismus als Spektrum entwickelt hat und warum die Diagnose oft komplex und zeitaufwendig ist. Besonders das Phänomen des “Maskings” — das Verbergen autistischer Merkmale — wird thematisiert, welches die Diagnose erschweren kann. Dabei wird auch auf geschlechtsspezifische Unterschiede und mögliche Unterdiagnosen bei Frauen eingegangen.
Kerninhalte
- Deutlicher Anstieg der Autismus-Diagnosen von 1:1000 auf 1:54 (Stand 2015)
- Neukonzeption als Autismus-Spektrum-Störung statt einzelner Kategorien
- Komplexer Diagnoseprozess mit vielfältigen Tests und Gesprächen
- “Masking” als häufige Bewältigungsstrategie mit psychischen Folgen
- Geschlechtsspezifische Unterschiede in Symptomatik und Diagnose
Analyse und Gedanken
- Bessere Diagnostik und gesellschaftliches Bewusstsein als Hauptgründe für Anstieg
- Mögliche Umweltfaktoren werden diskutiert, sind aber nicht eindeutig belegt
- Hohe Dunkelziffer bei Erwachsenen und besonders bei Frauen vermutet
- Diagnose kann entlastend wirken und Zugang zu Unterstützung ermöglichen
Fazit
Der Anstieg der Autismus-Diagnosen spiegelt vor allem ein verbessertes Verständnis und Bewusstsein für die Vielfalt autistischer Erscheinungsformen wider. Die Komplexität der Diagnostik und das Phänomen des Maskings zeigen, dass weitere Forschung und Sensibilisierung notwendig sind.
Der Autismus-Boom in Zahlen (0:00)
Die Einführung zeigt einen deutlichen Anstieg der Autismus-Diagnosen in den letzten Jahren. Medien greifen das Thema verstärkt auf, insbesondere durch die Darstellung von Charakteren mit Asperger-Syndrom. Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für das Thema. Experten beobachten ein gesteigertes Interesse an Autismus-Diagnostik. Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Autismus hat sich grundlegend gewandelt.
Warum es heute Autismus-Spektrum Störung heißt (2:55)
Die Klassifizierung von Autismus hat sich fundamental verändert. Das Konzept des Spektrums ersetzt die früheren starren Kategorien. Individuelle Ausprägungen werden stärker berücksichtigt als zuvor. Die Vielfalt autistischer Merkmale wird nun besser verstanden und anerkannt. Die Entwicklung spiegelt ein moderneres Verständnis von Neurodivergenz wider.
Haben die Risikofaktoren zugenommen? (4:53)
Verschiedene potenzielle Risikofaktoren während der Schwangerschaft werden untersucht. Umwelteinflüsse wie Feinstaub werden als mögliche Faktoren diskutiert. Die Rolle von Virusinfektionen und Nährstoffmangel wird analysiert. Wissenschaftliche Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse zu Umwelteinflüssen. Die Komplexität der Ursachenforschung wird deutlich herausgestellt.
Der lange Weg zur Diagnose (6:00)
Der Diagnoseprozess wird als aufwendig und vielschichtig beschrieben. Verschiedene Tests und Gespräche sind notwendig für eine sichere Diagnose. Die Wahrnehmungsunterschiede zwischen autistischen und neurotypischen Menschen werden erläutert. Experten betonen die Bedeutung einer gründlichen Diagnostik. Die mögliche Verbindung zu anderen psychischen Erkrankungen wird thematisiert.
Wie Masking die Diagnose erschwert (9:54)
Das Phänomen des Maskings wird als bedeutende Herausforderung vorgestellt. Die psychischen Belastungen durch ständiges Verstellen werden aufgezeigt. Geschlechtsspezifische Unterschiede im Masking-Verhalten werden erklärt. Die entlastende Wirkung einer Diagnose wird hervorgehoben. Die besonderen Herausforderungen bei der Diagnose von Frauen werden diskutiert.
Video-Statistiken
Die Zahl der Autismus-Diagnosen steigt seit Jahrzehnten rasant. Liegt das an neuen Auslösern oder erkennen wir Autismus einfach besser? Oder kann es sein, dass manche Menschen denken, “ein bisschen Autist” zu sein, weil Autismus in Serien oft mit besonderen Fähigkeiten verknüpft wird? Dass es also eine reine Modeerscheinung ist.
Was ist Autismus überhaupt genau? Woran kann man ihn erkennen und können Autismus-Tests wie der BERT-Test hilfreich sein? Wir erklären, warum die frühere Einteilung in frühkindlichen Autismus, Asperger-Syndrom und atypischen Autismus nicht mehr zeitgemäß ist und was die neue Definition der Autismus-Spektrum-Störung mit der steigenden Fallzahl zu tun hat. Du erfährst außerdem, welche Rolle Faktoren wie Masking (Tarnung) und geschlechtsspezifische Unterschiede spielen. Die Diagnose ist oft komplex, langwierig und die Dunkelziffer der Autismus-Diagnosen vermutlich viel höher, als wir denken.
// Kapitel
0:00 Der Autismus-Boom in Zahlen
2:55 Warum es heute Autismus-Spektrum Störung heißt
4:53 Haben die Risikofaktoren zugenommen?
6:00 Der lange Weg zur Diagnose
9:54 Wie Masking die Diagnose erschwert
// Unser Team:
Autor:innen: Chantal Beil, Mathias Tertilt
Realisation: Katrin Krieft
Kamera: Carolin Grimm
Schnitt: Lukas Anhalt
Grafik: Klaudia Fischer
Redaktion: Andrea Wille
Hier geht’s zum Quellendokument: Quellendokument
- Autismus: Alle Fragen erlaubt! auf Quarks
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- Autismus: Wenn das Gehirn anders tickt auf Quarks
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#autismus #quarks #wissenschaft
Top 25 Kommentare
Meine beiden Brüder mit dem Verdacht auf Autismus wollen sich den Diagnosemarathon im Momen ersparen, da sich das einfach so ewig hinziehen kann…
Aber an dem Beispiel meiner Familie sieht man, glaube ich, ganz gut, dass es einfach schon immer da war und früher einfach nicht diagnostiziert wurde beziehungsweise immer noch nicht komplett diagnostiziert wurde.
Danke für diesen content 😎🖖🏽
Ich glaube auch, dass vor allem Frauen gnadenlos unterdiagnostiziert sind und auch viele der Fragen in der Diagnostik sind immer noch sehr männlich geprägt, was es nochmal schwieriger macht. Hinzu kommt, dass mir als weibliches Kind soziales Verhalten stärker antrainiert wurde und ich sogar relativ gut Emotionen lesen kann, aber eben nur bewußt und unter Einsatz von viel Energie, weil ich als Kind extrem gemobbt wurde und verstehen wollte, ob wer etwas böses will, was leider nicht selten vor kam, da ich ja das ständig weinende seltsame Kind war. Mich nervt so sehr, dass es ständig als Mode-Diagnose geframed wird, das ist nicht gerade hilfreich, wenn man versucht für seine eigenen Bedrfnisse einzustehen.
Monk hat kein Autismus, er hat „nur“ Zwangsstörungen.
Sheldon Cooper ist (offiziell) auch kein autistischer Charakter. Ein bisschen Sorgfalt hätte ich, gerade bei euch, erwartet.
Dankeschön und liebe Grüße
29 Jahre meines Lebens habe ich gemerkt das ich anders bin und die Welt nicht verstehe , dass ich meine Mitmenschen nicht verstehe, obwohl mich die Welt und meine Mitmenschen so sehr interessiert.
Ich habe mir extrem viel angelernt im Umgang mit Menschen, ich habe vor dem Spiegel meine Mimik und Emotionen geübt, ich studiere meinen Gegenüber und beginne die Person zu lesen.
Sehr offensichtliche Mimik und Emotionen kann ich gut deuten, ich achte auf Falten (Zornesfalte), Mundwinkel hoch oder runter, Mund auf, zu, offen, Augen auf, zu und und und. Bei subtiler Mimik und subtil gezeigten Emotionen bin ich jedoch vollkommen verloren.
Bei Emphatie hapert es bei mir vollkommen, bricht jemand neben mir in Tränen aus möchte ich am liebsten wegrennen so überfordert bin ich und ärgert sich jemand oder ist wütend über etwas oder eine Situation die ich nicht kenne dann muss ich die Situation analysieren, nachdenken und brauche viel zu lange um überhaupt eine Lösung zu finde. Hier fällt es mir leichter im Umgang mir selber bekannte Situationen, Erfahrungen hervorzurufen und dann auf die andere Situation zu spiegeln.
Ebenfalls tue ich mich schwer damit meine eigenen Emotionen zu deuten, hier kann ich Freude, Trauer und Wut erkennen und benennen, alles dazwischen fällt mir schwer. Trauer musste ich erst erlernen, früher kannte ich nur pure Wut, Aggression oder Freude.
Ebenfalls habe ich für fast alle Konversationen ein fertiges Skript im Kopf, immer abrufbereit und vor allem bei mir völlig sinnlosem und unverständlichen Smalltalk hilfreich, ich brauche Infos im Gespräch, kein Gequatsche wie es mir geht, das versteh ich nicht 😂
Ebenfalls bin ich sehr versteift auf meine Routinen und Gewohnheiten, vor allem in mir unbekannten Situationen und Orten, dass gibt Sicherheit in einer sehr komplizierten und unverständlichen Welt. Ich esse stets das selbe, ich trage die selbe Kleidung seit Jahren, ich mache das meiste zu gewohnten Zeiten oder lege mir täglich Zeiten dafür fest.
Mein Vorteil ist, ich bin im Gegensatz zu vielen Autisten sehr extrovertiert, ich freue mich über soziale Kontakte und etwas über meinen Gegenüber zu erfahren, aber hier stelle ich dann gezielte Fragen und bin an der Person interessiert, nicht an dessen emotionaler Belange.
Ebenfalls ist meine ADHS stark ausgeprägt, was dazu geführt hat das mein Autismus so lange von vielen nicht gesehen wurde, inklusive von mir selbst. Aber wer mich gut kennt, der merkt das schon sehr schnell, inklusive Kolleginnen und Vorgesetzte 🙃
Dazu bin ich ein Profi im verdecken von meinem Autismus, aber das strengt an und macht auf Dauer unglücklich.
Achso, kleine Ergänzung.
Ich hatte keine Lust Jahrelang zu warten und hab meine Diagnostik selber gezahlt.
Hat mich ein ganzes Monatsgehalt gekostet und meine Diagnose wurde an einem Tag durchgeknüppelt, von morgens 10 Uhr bis Abends 17 Uhr, entsprechend 13 Therapiestunden, was sonst gerne über mehrere Tage verteilt wird.
Aber hat sich gelohnt, hatte eine super Dame die mich grandios und angenehm durch die Diagnostik geleitet hat 😊
Danke für das interessante Video. Ich mag eure Arbeit und finde es toll, was ihr für Aufklärarbeit leistet 😊