Positivrate nicht mehr Richtwert
Der Test-Anteil der Covid-19-Kranken, die sogenannte Positivrate, soll nicht mehr Teil der Richtwerte sein, aufgrund deren der Bundesrat über Lockerungen oder Verschärfungen entscheidet.
Positivrate hat keine Aussagekraft mehr
Das Bundesamt bestätigt einen entsprechenden Bericht des «Sonntagsblicks». Der Grund für die Praxis-Änderung: Mit den neuen Selbst- und Massentests werden nur noch die positiven Fälle gemeldet, die Gesamtübersicht wird verzerrt.
Aufgrund der erweiterten Teststrategie werden zudem vermehrt Personen ohne Symptome getestet. Dadurch kann der Anteil positiver Tests höher ausfallen als früher, ohne dass effektiv mehr Leute krank sind als vorher.
Kommentar der Redaktion
Immer wieder wurde von verschiedenen Seiten kritisiert, dass die Positivrate durch den Einbezug der lediglich positiven Ergebnisse aus Massentests nach oben verzerrt wird. Aus diesem Grund hat sich nun der Bundesrat entschieden, die Positivrate nicht mehr als Richtwert für Lockerungen oder Verschärfungen zu nehmen.
Diese Entscheidung ist positiv und erlaubt es, sich künftig auf wesentlich aussagekräftigere Richtwerte zu fixieren: nämlich einerseits auf die prozentuale Anzahl der Covid-19-Fälle auf den Intensivstationen, denn eine Überlastung der Intensivstationen muss unter allen Umständen verhindert werden. Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Anzahl Todesfälle an oder mit Covid-19, denn dadurch kann erahnt werden, wie hoch die Letalität einer Corona-Mutation ist.
Gerade bei der aktuellen britischen Variante, die seit Wochen massgeblich das Infektionsgeschehen bestimmt, kann man so rasch erkennen, dass diese zwar eine höheren Ansteckungsgrad von rund 30 bis 50 Prozent zur Ursprungsvariante aufweist. Durch die tiefe Sterblichkeit in den letzten Wochen kann man jedoch auch herauslesen, dass diese Variante offenbar wesentlich weniger tödlich ist, als die Ursprungsvariante.
Vor allem diese beiden Messgrössen sollten künftig primär entscheidend für notwendige Massnahmen sein. Weder ein R‑Wert, der der Realität stets um 10 Tage hinterherhinkt, noch ein Inzidenzwert, der abhängig von der Anzahl Messungen ist, können ernsthaft den hohen Anforderungen wissenschaftlicher Evidenz gerecht werden.