Das “kollektive Westen” ist vorbei. Russland blickt nach vorn | Dr. Andrey Kortunov
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Wie verändert sich Russlands geopolitische Strategie in einer multipolaren Welt? Dr. Andrey Kortunov analysiert den Wandel von einer westfixierten Politik hin zu globalen Partnerschaften. Welche Rolle spielen dabei die USA unter Trump? Kann es eine neue europäische Sicherheitsarchitektur geben? Entdecke die tiefgreifenden Veränderungen der internationalen Beziehungen aus russischer Perspektive.
Kerninhalte
- Russland verlagert seinen Fokus vom “kollektiven Westen” hin zu einer multipolaren Weltordnung
- Die Beziehungen zwischen Russland und den USA haben sich trotz anfänglicher Hoffnungen seit 2016 nicht verbessert
- Der Westen hat in den letzten drei Jahren eine überraschende Kohäsion gezeigt
- Russland strebt nach einer neuen Sicherheitsarchitektur in Europa
- Die Wiederherstellung normaler diplomatischer Beziehungen zwischen Russland und den USA ist ein notwendiger erster Schritt
- Die Erweiterung der BRICS wird als großer Erfolg für Russlands internationale Position gesehen
Analyse und Gedanken
- Die geopolitische Strategie Russlands wandelt sich von einer westfixierten zu einer global ausgerichteten Politik
- Es besteht Skepsis auf beiden Seiten bezüglich der Absichten des jeweils anderen
- Die NATO-Erweiterung wird von Russland als existenzielle Bedrohung wahrgenommen
- Die Militarisierung der nordischen Länder stellt eine bedeutende geopolitische Veränderung dar
- Europa steht vor der Herausforderung, strategische Autonomie zu entwickeln, was mit hohen Kosten verbunden ist
- Russland und China werden als eigenständige Großmächte betrachtet, die nicht isoliert werden können
Fazit
Dr. Kortunov zeichnet das Bild eines Russlands, das sich neu orientiert und seinen Platz in einer multipolaren Weltordnung sucht. Die Fixierung auf den Westen weicht einer breiteren strategischen Ausrichtung, während gleichzeitig die Notwendigkeit eines Dialogs mit den USA betont wird. Die Entwicklung einer neuen Sicherheitsarchitektur in Europa bleibt eine zentrale Herausforderung, ebenso wie die Frage nach Europas strategischer Autonomie. Die geopolitischen Veränderungen in den nordischen Ländern und die wachsende Bedeutung der BRICS-Staaten unterstreichen den tiefgreifenden Wandel im internationalen System.
Russlands Beziehungen zum Westen und Erwartungen an die US-Politik (00:04)
Dr. Andrey Kortunov betont die Notwendigkeit realistischer Erwartungen an die Beziehungen zwischen Moskau und Washington. Trotz anfänglicher Hoffnungen haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern seit 2016 nicht verbessert. In seinem Artikel über die sich möglicherweise erwärmenden Beziehungen zwischen den USA und Russland spricht er von einem “Grand Bargain”. Russland hat seit Beginn der aktuellen geopolitischen Situation eine klare Erzählung über den Westen formuliert. Diese Erzählung prägt die russische Außenpolitik und das Verständnis der internationalen Beziehungen maßgeblich. Kortunov analysiert die verschiedenen Missverständnisse, die auf beiden Seiten existieren und die Beziehungen belasten.
Veränderungen in der geopolitischen Landschaft (06:14)
Die NATO und andere Länder wie Japan und Korea haben umfangreiche Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese Entwicklung wirft Fragen auf, ob die Vorstellung von einem ‘kollektiven Westen’ neu definiert werden muss. Bemerkenswert ist die Kohäsion, die der Westen in den letzten drei Jahren gezeigt hat, entgegen vieler Vorhersagen über mögliche Spaltungen. Einige europäische Länder zeigen zwar Dissens gegenüber den aktuellen Politiken, hindern jedoch die EU nicht daran, neue Sanktionen gegen Russland zu beschließen. Der entscheidende Wandel in der geopolitischen Strategie kommt hauptsächlich aus Washington, das traditionell viele Entscheidungen in Europa beeinflusst hat. Diese Machtdynamik prägt weiterhin die transatlantischen Beziehungen und die Haltung gegenüber Russland.
Herausforderungen in der europäischen Sicherheitsarchitektur (12:33)
Der amerikanische Präsident zeigt ein verstärktes Engagement im Umgang mit dem sogenannten tiefen Staat und verfügt über ein stärkeres Team als vor acht Jahren. Diese Veränderung könnte die Dynamik der amerikanisch-russischen Beziehungen beeinflussen. Es herrscht jedoch eine weit verbreitete Skepsis gegenüber den Absichten der USA, wobei viele in Russland befürchten, dass ihr Land ausgenutzt werden könnte. Russland strebt nach einer echten Sicherheitsarchitektur in Europa und betrachtet die NATO-Erweiterung als existenzielle Bedrohung für seine nationalen Interessen. Die Diskussionen im Westen konzentrieren sich vorwiegend auf Sicherheitsgarantien für die Ukraine, während Russland ebenfalls Sicherheitsgarantien für sich selbst fordert. Diese unterschiedlichen Prioritäten erschweren die Findung einer gemeinsamen Basis für Verhandlungen.
Normalisierung der diplomatischen Beziehungen (18:48)
Die Wiederherstellung normaler diplomatischer Beziehungen zwischen Russland und den USA ist ein entscheidender erster Schritt für weitere Gespräche. Aktuelle Einschränkungen, wie das Fehlen eines US-Konsulats in Russland, müssen dringend angegangen werden, um den diplomatischen Austausch zu erleichtern. Dr. Kortunov betont, dass erst nach der Klärung dieser grundlegenden Fragen sensiblere politische Themen konstruktiv besprochen werden können. Neben der Ukraine-Krise gibt es zahlreiche andere regionale Angelegenheiten, die einer Diskussion zwischen den beiden Großmächten bedürfen. Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit in Bereichen wie Energiesicherheit und strategische Stabilität, die für beide Länder und die globale Sicherheit von großer Bedeutung sind.
Russlands wachsende internationale Rolle (25:06)
Die Umwandlung und Erweiterung des letzten BRICS-Gipfels wird als bedeutender Erfolg für Russland angesehen. Diese Entwicklung stärkt Russlands Position als wichtiger Akteur im internationalen System, der nicht isoliert werden kann. Dr. Kortunov argumentiert, dass die USA motiviert sein sollten, mit Russland zusammenzuarbeiten, da es ein bedeutender globaler Partner mit erheblichem Einfluss ist. Er betont nachdrücklich, dass Russland und China eigenständige Großmächte sind, die trotz westlicher Bemühungen nicht isoliert werden können. Ein neuer Geist prägt das globale System, der die Art und Weise, wie internationale Beziehungen funktionieren, grundlegend verändert und neue Kooperationsformen erforderlich macht.
Europas Streben nach strategischer Autonomie (31:21)
Russland könnte sich zunehmend von den USA abwenden und ein neues Sicherheitsdenken entwickeln, das weniger westfixiert ist. Europa steht derweil vor einer komplexen Krise mit vielfältigen Problemen, bleibt jedoch ein bedeutender geoökonomischer Akteur auf der Weltbühne. Sollte Europa tatsächlich eigenständiger handeln, könnte es zu einem wichtigen geopolitischen Akteur werden und seine militärischen Ausgaben deutlich erhöhen. Dr. Kortunov äußert jedoch Zweifel am politischen Willen Europas, sich diesen Herausforderungen zu stellen, trotz starker Rhetorik aus den europäischen Hauptstädten. Strategische Autonomie hat ihren Preis, und es bleibt unklar, wie viel Europa bereit ist, für diese Unabhängigkeit zu investieren und welche Prioritäten es dabei setzen wird.
Militarisierung der nordischen Länder (37:39)
Die Sicherheitslage in Finnland und Schweden hat sich durch ihre NATO-Mitgliedschaften fundamental verändert. Diese geopolitische Verschiebung hat weitreichende Konsequenzen für die regionale Sicherheitsarchitektur. Die Militarisierung der nordischen Länder, einschließlich Norwegen, hat deutlich zugenommen, was zu einer verstärkten Kooperation mit dem US-Militär führt. Der dramatische Wandel in den traditionell stabilen Beziehungen zwischen Finnland und Russland wird von Dr. Kortunov als überraschend und unvorhersehbar beschrieben. Die geopolitischen Veränderungen in den drei Subregionen, insbesondere an der russisch-finnischen Grenze, werden als besonders bedeutend für Russlands Sicherheitsinteressen angesehen und erfordern eine strategische Neuausrichtung der russischen Außen- und Sicherheitspolitik.
Russlands außenpolitische Neuorientierung (44:03)
Dr. Kortunov betont die Notwendigkeit, aus den aktuellen geopolitischen Entwicklungen zu lernen und strategische Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Wirtschaftssanktionen stellen für Russland erhebliche Herausforderungen dar, haben aber auch zu einer Neuausrichtung der wirtschaftlichen Beziehungen geführt. Russlands historische Perspektive auf neutrale Räume und deren Bedeutung in der Außenpolitik wird neu bewertet angesichts der veränderten geopolitischen Landschaft. Besonders bedeutsam sind die Veränderungen im Verständnis von Allianzen, insbesondere im Kontext der NATO als einer robusten, hierarchischen Struktur. Diese Erkenntnisse prägen Russlands strategische Neuausrichtung und sein Streben nach alternativen Partnerschaften und Bündnissen in einer zunehmend multipolaren Weltordnung.
Heute spreche ich mit Dr. Andrey Kortunov, dem Generaldirektor des Russischen Rates für internationale Angelegenheiten. Letzte Woche veröffentlichte Dr. Kortunov einen kurzen, aber äußerst interessanten Artikel über das, was er “The Grand Bargain” nannte. In dem Artikel analysiert Dr. Kortunov die sich erwärmenden Beziehungen zwischen Washington und Moskau und fragt, ob es den beiden Großmächten gemeinsam gelingen wird, die Geschichte neu zu schreiben. Dr. Kortunovs Analyse finden Sie hier: https://russiancouncil.ru/en/andrey-kortunov/
Original Video: https://youtu.be/QST8pF5cVtA
Original Transcript: https://www.video-translations.org/transcripts/289_Pascal_Kortunov.pdf
Translated Transcript: https://www.video-translations.org/transcripts/289_Pascal_Kortunov_de-DE.pdf
Produced by: Neutrality Studies
Originally Published on: 2025-02-25
Translations by: http://www.video-translations.org
Disclaimer: Read by A.I. Voices. Auto-translated.
This video is owned by this channel.
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Danke Andrey K.!