Der R‑Wert und die Virus-Mutationen
Der R‑Wert ersetzt die Fallzahlen als Massnahmen-Kriterium. Leider kann auch diese Kennzahl das Infektionsgeschehen nicht zeitnah abbilden.
Der R‑Wert ersetzt die Fallzahlen als Massnahmen-Kriterium
Der Bund entschied sich mit der parallelen Einführung der Corona-Schnelltests zu den bestehenden PCR-Tests vor einigen Wochen, sich bei der Definition der Corona-Massnahmen nicht mehr primär auf den unzuverlässigen PCR-Test zu stützen. Künftig sollte ein sogenannter R‑Wert für die zu treffende Massnahmen als Basis genommen werden. Bei diesem Wert zeigt eine einfache Zahl an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Ist die Zahl also unter 1, so sinkt die Anzahl vorhandener Infektionen, ist sie über 1, so steigt die Anzahl Infektionen.
In seiner Verordnung vom 18. Dezember 2020 hatte der Bundesrat festgelegt, dass Kantone die national verschärften Massnahmen aussetzen können, wenn unter anderem der R‑Wert in ihrem «Hoheitsgebiet» während sieben aufeinanderfolgenden Tagen unter 1,0 liegt. Überschreitet die Reproduktionszahl jedoch während dreier Tage die Marke von 1,0 (ab dem 5. Januar 2021 liegt dieser Wert bei 0,9), so müssen diese Ausnahmen wieder rückgängig gemacht werden.
Der R‑Wert hinkt der Realität stets hinterher
Leider scheint die Anwendung des R‑Werts als Massnahmen-Kriterium für noch mehr Unklarheit als die Messung der Fallzahlen zu sorgen. So stieg die Reproduktionszahl des Coronavirus kurz vor Weihnachten in sieben Kantonen auf über 1. Dies bewirkte gemäss Definition, dass am Sonntag, 3. Januar 2021 deshalb die Kantone Neuenburg, Waadt und Wallis ihre Ausnahmen aufheben mussten.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete auf seiner Webseite, dass in der Waadt am 19. Dezember ein R‑Wert von 1,07 vorlag, im Wallis von 1,17, in Neuenburg von 1,11, in Nidwalden von 1,08, in Uri von 1,11, in Appenzell Innerrhoden von 1,27 und im Tessin von 1,01. Dies bedeutete gemäss Definition, dass sich die Krankheit in diesen Kantonen kurz vor Weihnachten weiter ausbreitete und die Summe aller angesteckter Personen zunahm. Dies war jedoch genau die Zeit, in der die Massnahmen in den besagten Kantonen gelockert wurden, obwohl sich im Nachhinein herausstellte, dass der R‑Wert zu diesem Zeitpunkt bereits über 1 lag. Der R‑Wert hinkt also der Realität stets hinterher.
Das Ende der Ausnahmen
Aufgrund dieser Zahlen entschied der Kanton Neuenburg am Sonntag, seine Bibliotheken und Zoos bis am 22. Januar zu schliessen. Die Läden — ausser Kioske, Apotheken, Bäckereien, Tankstellen ‑und Bahnhofshops — müssen um 19 Uhr schliessen und Innensportanlangen sind auch für unter 16-Jährige nicht mehr zugänglich. Ausserdem dürfen sich ab dem 4. Januar 2021 nur noch höchstens fünf anstatt zehn Personen privat treffen.
Auch der Kanton Waadt kündigte am Sonntag das Ende der Ausnahmen an. Konkret heisst das, dass die Restaurants und Buvettes auf den Pisten schliessen müssen, nicht aber die Skistationen selber. Auch die Museen, Bibliotheken, Fitnesszentren, Sportanlagen werden geschlossen und die Sonntagsverkäufe aufgehoben, sogar in den Bahnhöfen. Ausnahmen werden für Bäckereien und Apotheken gemacht.
Auch die Walliser Kantonsregierung teilte am Sonntag das Ende der kantonalen Ausnahme-Massnahmen mit, weil der R‑Wert über 1 gestiegen sei. Auch im Bergkanton gelten deshalb wieder die gleichen Beschränkungen wie anderswo in der Schweiz.
Geschäfte und Märkte im Freien sowie Geschäfte oder Betriebe, die Dienstleistungen anbieten, wie Poststellen, Banken, Reisebüros oder Coiffeure unterliegen den durch den Bund erlassenen Beschränkungen der Öffnungszeiten. Sie müssen gemäss den ihnen erlaubten Zeiten, spätestens aber um 19 Uhr und an Sonntagen schliessen. Einzig für Apotheken und Bäckereien gilt eine Ausnahme.
So sieht es in Wirklichkeit aus
Der R‑Wert bildet das Infektionsgeschehen somit mit einer Verzögerung von rund zehn Tagen ab. Für die Kantone beträgt die Verzögerung rund 14 Tage.
Diese Verzögerung wird anhand der Werte im Dezember besonders klar aufgezeigt: Schweizweit war der R‑Wert gemäss BAG am 5. Dezember unter 1 gesunken. Bis am 16. Dezember ging er auf 0,91 zurück. Danach stieg die Reproduktionszahl wieder an und erreichte am 23. Dezember 0,96.
Epidemiologen befürchten, dass die Reproduktionszahl über die Festtage weiter angestiegen ist. Die Taskforce des Bundes, welche den R‑Wert zusammen mit der ETH berechnet, weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass der Wert über die Feiertage möglicherweise unterschätzt werde, weil sich in dieser Zeit weniger Menschen testen liessen.
So vermeldete zum Beispiel der Kanton Bern am Berchtoldstag “nur” 181 neue positiv ausgefallene Coronavirus-Tests. Gleichzeitig wurden zwischen Neujahrs-Morgen und dem Morgen des 2. Januar aber auch nur 1062 Tests durchgeführt. In den 24 Stunden zuvor waren es 3600 gewesen.
Mit Wissenschaftlichkeit hat der R‑Wert nicht viel zu tun
Leider kann also auch der R‑Wert aus den dargelegten Verzögerungen nicht für mehr Klarheit in Sachen aktuellem Infektionsgeschehen sorgen. Die zusätzliche Anfälligkeit des R‑Werts auf ein verändertes Testaufkommen zeigt die Grenzen dieses Werts denn auch mehr als klar auf. Aus wissenschaftlicher Perspektive dürfte man auf keinen Fall gesellschaftlich oder wirtschaftlich einschneidende Massnahmen von einem solch einfach manipulierbaren Wert abhängig machen.
Weltweite Lockdowns als «Heilsbringer»
Es ist tatsächlich erstaunlich, mit welcher Beharrlichkeit die Politiker weltweit an Lockdowns oder einschneidenden Massnahmen für die gesamte Bevölkerung festhalten. Inzwischen müsste eigentlich jeder erkennen können, dass die umfangreichen Lockdowns in England, Deutschland, Österreich oder Israel im besten Fall kurzfristig etwas gebracht haben oder die Fallzahlen sogar trotz Lockdown weiterhin steigen. Trotzdem hält man daran stur fest, oder will sie – wie im Falle Deutschlands – sogar noch weiter verlängern.
Die Politiker haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht
Das Kernargument für die Lockdowns sind dabei weiterhin ein zu hoher R‑Wert oder steigende Infektionszahlen, die von einem PCR-Test stammen, der nachweislich gar keine Infektionen messen kann. Dabei wird immer mit den mangelnden Intensivplätzen argumentiert, obwohl auch diese Argumentation schlicht nicht zutreffend ist.
Vielmehr liegt die Problematik hauptsächlich an der Anzahl Bettenplätzen, die entweder nicht «zertifiziert» sind, oder es ist fehlendes Pflegepersonal. Und genau hier liegt der Kern des Problems: die Regierungen haben es weltweit schlicht «verschlafen», im ruhigen Sommer dafür zu sorgen, dass bei einer weiteren Welle oder einem gefährlicheren Virus die Kapazitäten ausgebaut werden, und mehr Pflegepersonal bereitgestellt wird. Stattdessen wurden unverständlicherweise sogar Kapazitäten abgebaut.
Die «Rechnung» für dieses fatale Versäumnis sowie die überhebliche Schönfärberei («wir können Corona») muss nun der Mittelstand, die Beizer, die Event‑, Sport- und Kulturbranche tragen, indem diesen faktisch ein Berufsverbot erteilt wird, und die künftige Abhängigkeit vom Staat durch «Liquiditätsspritzen» (langfristige Verschuldungen!) zementiert wird.
Dieser ganze Irrsinn wird dann auch noch unter dem wohlklingenden Motto «Solidarität» durchgezogen. Eine wichtige Frage bleibt hierbei jedoch offen: Wie gross ist denn der Anteil an «Solidarität» der Staatsangestellten? Welchen finanziellen Beitrag leisten die Behörden selbst in der aktuellen Krise?
Wenn man auf dem hohen Ross sitzt, ist es halt einfacher, das gemeine Volk an Solidarität zu erinnern, als selbst den Gürtel enger zu schnallen!
Aktuelle Sterberaten als Basis für Massnahmen
Gibt es denn einen Ausweg aus der aktuellen Misere? Ja, den gäbe es sehr wohl. Man müsste jedoch wieder akzeptieren lernen, dass ein Virus bereits in früheren Zeiten bei vielen alten Leuten dazu führte, dass sie von ihren Leiden und Vorerkrankungen erlöst wurden und sterben durften. Dieser menschenwürdige Ansatz scheint komplett vergessen gegangen zu sein. So starrt man nur andächtig auf die zehnprozentige Übersterblichkeit dieses Jahres in der Schweiz und übersieht dabei, dass die Personengruppe zwischen 20 und 65 Jahren davon schlicht überhaupt nicht betroffen ist. Trotzdem wird genau bei all diesen jungen berufstätigen Leuten, die ihr Leben noch vor sich haben, der Laden dicht gemacht.
Konsequenter Schutz der vulnerablen Bevölkerung
Statt einer generellen Maskenpflicht und der Schliessung von öffentlichen Einrichtungen sollte man das Problem endlich da angehen, wo es hauptsächlich auftritt: nämlich in den Pflege- und Krankenheimen. Hier sterben seit Oktober 2020 über 50% mehr alte Menschen als in den Vorjahren. Hätte man hier von Anbeginn weg konsequent auf FFP2 Schutzmasken beim Personal UND bei den Bewohnern gesetzt, hätte viel Schaden und unnötiges Leid gemildert werden können. Mit diesen nützlichen Masken schützt man nicht nur die Mitmenschen, sondern vor allem auch sich selbst (bis zu 95% Schutzwirkung!). Stattdessen wird für alle das Tragen von billigen Pappmasken vorgeschrieben und die aufgescheuchten Behörden legen in wilder Aktivitis alles lahm, was sich irgendwie bewegt. Liegt das vielleicht daran, dass diese staatlich finanzierte Personengruppe allgemein nicht gerade für heitere Betriebsamkeit bekannt ist…?
Virus-Mutation sorgt für zusätzliche Unsicherheit
Zu guter Letzt tauchen nun auch noch weitere Virusmutationen auf, die von den Leitmedien dankbar als neuer Unheilsbringer kommuniziert werden. Dabei wird schlicht vergessen, dass eine Mutation eines Virus die Norm und nicht die Ausnahme darstellt. Darauf wird jedoch bewusst nicht hingewiesen, um die Panik dem Menschen auch weiterhin hoch zu halten. Schliesslich sind ängstliche Menschen viel besser steuerbar als solche, die über ein eigenständiges, angstfreies Denken verfügen.
Wir haben zudem bereits Ende Oktober darüber berichtet, dass Wissenschaftler der Universität Basel eine Corona-Virusmutation fanden, die sich über Spanien ausgebreitet hat. Weitere Mutationen kommen nun aus England und Südafrika. Gemäss aktuellem Kenntnisstand scheint es so, dass sich die mutierten Versionen rascher verbreiten. Das wäre typisch für ein Virus, das genau dieses Hauptziel hat. An dieser Stelle ist es jedoch wichtig, auch darauf hinzuweisen, dass sich ein mutiertes Virus mit grosser Wahrscheinlichkeit zwar rascher verbreitet, dafür meistens entsprechend harmloser ist. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob dem tatsächlich so ist.