DROGENTRIPS als Therapie: Helfen Ketamin, LSD und MDMA? | Podcast #98
Video-Statistiken
Entdecke die faszinierende Welt der Psychedelika in der modernen Medizin. Können Substanzen wie Ketamin, LSD und MDMA tatsächlich bei der Behandlung psychischer Erkrankungen helfen? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es und welche Risiken bestehen? Tauche ein in die spannende Forschung zur Zukunft der Psychotherapie.
Kerninhalte
- Geschichte und Entwicklung psychedelischer Therapien
- Wirkungsweise von Psychedelika im Gehirn
- Aktuelle Forschungsergebnisse und Studien
- Therapeutische Anwendungen bei Depressionen
- Herausforderungen in der klinischen Forschung
Analyse und Gedanken
- Potenzial und Grenzen psychedelischer Therapien
- Bedeutung der Set-und-Setting-Kontrolle
- Integration in bestehende Therapiekonzepte
- Ethische und rechtliche Aspekte
Fazit
Die Forschung zu psychedelischen Substanzen in der Therapie zeigt vielversprechende Ergebnisse, besonders bei therapieresistenten Depressionen. Trotz Herausforderungen in der klinischen Forschung eröffnen sich neue Perspektiven für die Behandlung psychischer Erkrankungen.
Einführung in psychedelische Therapien (00:02)
Die Wissenschaftsjournalisten greifen ein hochaktuelles Thema auf, das unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellt. Sie zeigen auf, wie psychedelische Substanzen die psychiatrische Behandlung revolutionieren könnten. Dabei untersuchen sie die spezifischen Eigenschaften von Ketamin, LSD und MDMA in der Therapie. Die Experten stellen die entscheidende Frage, ob diese Substanzen tatsächlich gegen Depressionen wirken können. Sie führen die Zuschauer systematisch durch die verschiedenen Aspekte dieser bahnbrechenden Forschung.
Geschichte der Psychedelika (07:15)
Forscher entdeckten weltweit zahlreiche Pilzarten mit berauschender Wirkung, besonders in Mittelamerika. Eine Gruppe von Wissenschaftlern reiste 1958 nach Mexiko und nahm dort an traditionellen Ritualen teil. Die Forscher sammelten Proben dieser speziellen Pilze und schickten sie an Albert Hofmann. Der berühmte Chemiker isolierte daraufhin erfolgreich den Wirkstoff Psilocybin. Hofmann gelang es anschließend, diesen Wirkstoff auch synthetisch herzustellen, was seine frühere LSD-Entdeckung perfekt ergänzte.
Wirkung auf das Gehirn (14:29)
Psilocybin und LSD docken an bestimmte Rezeptoren im Gehirn an und lösen dort intensive Wahrnehmungsveränderungen aus. Diese Substanzen vermischen die verschiedenen Sinneswahrnehmungen und erzeugen dadurch einzigartige Erlebnisse. Der emotionale Zustand und die Umgebung beeinflussen den Verlauf des Trips maßgeblich. Wissenschaftler warnen vor möglichen psychotischen Episoden als ernsthafte Nebenwirkung. Sie empfehlen dringend, während eines Trips keine riskanten Aktivitäten zu unternehmen.
Aktuelle Forschung (21:46)
Forschungsorganisationen wie MAPS treiben die wissenschaftliche Untersuchung von MDMA und Ketamin aktiv voran. Sie arbeiten eng mit den Zulassungsbehörden FDA und EMA zusammen, um sichere Studien durchzuführen. Die Wissenschaftler verzeichnen seit den 2000er Jahren einen deutlichen Anstieg der Forschungsaktivitäten. MAPS strebt konkret die Zulassung von MDMA zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen an. Mediziner nutzen Ketamin bereits seit den 1960er Jahren und erforschen nun neue Anwendungsmöglichkeiten.
Neuroplastizität und soziale Interaktion (29:02)
Das menschliche Gehirn durchläuft Phasen besonders hoher Lernfähigkeit und Anpassung. Psychedelische Substanzen können diese Phasen künstlich öffnen und soziales Lernen ermöglichen. Die Wissenschaftler beobachten dabei eine temporäre Desynchronisation der Gehirnaktivität. Das Default-Mode-Netzwerk spielt hierbei eine zentrale Rolle. Diese Veränderungen ermöglichen dem Gehirn, neue Verbindungen zu knüpfen und alte Muster zu durchbrechen.
Klinische Studien (36:18)
Wissenschaftler einer renommierten Universität teilten die Studienteilnehmer in drei gleichgroße Gruppen ein. Alle Probanden litten unter therapieresistenten Depressionen und wiesen hohe Depressionswerte auf. Die Forscher verabreichten verschiedene Dosierungen von Psilocybin und boten zusätzlich psychologische Unterstützung an. Die höchste Dosierung zeigte dabei die stärksten positiven Effekte auf die Depression. Die Wissenschaftler dokumentierten jedoch auch deutliche individuelle Unterschiede in den Behandlungsergebnissen.
Herausforderungen der Verblindung (43:33)
Die Forscher stehen vor dem Problem, dass Teilnehmer die Wirkung der Substanzen deutlich spüren. Sie suchen daher nach alternativen Substanzen für die Kontrollgruppen. Vitamin B3 hat sich als mögliche Alternative herausgestellt, da es in höherer Dosierung ähnliche Effekte hervorruft. Die Wissenschaftler müssen jedoch eingestehen, dass diese simulierten Effekte nicht vollständig mit echten psychedelischen Erfahrungen vergleichbar sind. Sie entwickeln deshalb neue Strategien für aussagekräftige Vergleichsstudien.
Therapeutische Mechanismen (50:48)
Der Neurobiologe Boris untersucht die tiefgreifenden emotionalen Erlebnisse während der Drogeneinnahme. Er stellt fest, dass nicht primär die chemischen Wirkstoffe, sondern die intensiven Erfahrungen therapeutisch wirken. Seine Forschung zeigt Parallelen zu anderen lebensverändernden Ereignissen wie Nahtoderfahrungen. Die Wissenschaftler arbeiten nun daran, diese emotionalen Erlebnisse in kontrollierte therapeutische Settings zu integrieren.
Ketamin, LSD, Ecstasy, Magic Mushrooms als Mittel zur Therapie? Immer häufiger wird von heilenden (kontrollierten!) Drogentrips berichtet. Im heutigen Podcast gehen die Science Cops auf einen Trip durch die Studien, um zu ergründen, wie gefährlich oder doch heilsam das ist.
Denn was zunächst nach Rave klingt, ist für manche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Revolution für die Behandlung von psychischen Erkrankungen. Drogen gegen Depression, kann das helfen? Oder suchen hier am Ende doch nur Pharmakonzerne das schnelle Geld und spielen mit dem Wohlergehen der Heilungssuchenden?
Die Forschung an psychedelischen Drogen lag lange Zeit auf Eis, vor allem aus politischen Gründen. Mittlerweile gibt es in der Psychiatrie aber einen regelrechten Boom rund um das Thema. Die Idee: Die Drogen – kein Koks oder Heroin, sondern Psychedelika wie MDMA oder Ketamin – sollen durch ihre bewusstseinserweiternden Eigenschaften dabei helfen, psychische Erkrankungen wie Depressionen, Traumata oder Angstzustände zu behandeln. Nicht in Mikrodosierungen, sondern in echten, stundenlangen Trips, die allerdings von Fachpersonal begleitet werden.
Die Studienlage wirkt erst einmal vielversprechend, ganz so eindeutig ist die Sache am Ende aber nicht! Die Science Cops bleiben clean und gehen auf Spurensuche.
Hier sind unsere wichtigsten Quellen (alle findet ihr auf http://www.quarks.de/science-cops)
Shipper, S et al.: Psychedelic-assisted therapy for treating anxiety, depression, and existential distress in people with life-threatening diseases (Cochrane Database of Systematic Reviews, 2024) https://doi.org/10.1002/14651858.CD015383.pub2
Lii TR et al. Randomized trial of ketamine masked by surgical anesthesia in patients with depression (Nature Mental Health, 2023) https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10769130/
FDA rejects ecstasy as a therapy: what’s next for psychedelics? (Nature News, 2024)
https://www.science.org/content/article/fda-rejected-mdma-assisted-ptsd-therapy-other-psychedelics-firms-intend-avoid-fate
Hofmann, Albert: LSD — mein Sorgenkind (München, 1993)
https://erowid.org/archive/rhodium/pdf/albert.hofmann-lsd.mein.sorgenkind.pdf
Smith, Dana: Psychedelics Are a Promising Therapy, but They Can Be Dangerous for Some (The New York Times, 2023)
https://www.nytimes.com/2023/02/10/well/mind/psychedelics-therapy-ketamine-mushrooms-risks.html
Passie, Torsten: The History of MDMA (Oxford University Press, 2023)
https://books.google.de/books?id=KSvCEAAAQBAJ&pg=PA6&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
Top 25 Kommentare
Nicht als dauerhafte flucht-lösung, sondern einfach um den leuten zu zeigen, bzw. aus festgefahren gedanken und gefühlswelten auszubrechen. Aber dann am besten bewusst und mit Maß.
So ein bisschen wie man Schmerzmittel bei starken Schmerzen benutzt um das Schmerzgedächtnis zu unterbrechen.
Eine eigene Folge zu Wirkfaktoren der Psychotherapie wäre auch toll!
Wenn Neuroplastizität die Hauptwirkungsursache von Substanzen sind, dann heißt das nicht, dass bei jedem Anwendungsgebrauch positive Effekte zu Tage treten müssen. Wie kommt man darauf?