Impfstoffhersteller AstraZeneca steht mit dem Rücken zur Wand
Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca soll zwar eine Zulassung für die EU bekommen. Doch es gibt Zweifel an der Wirksamkeit bei älteren Menschen über 65 Jahren.
Kaum Wirkung bei älteren Menschen über 65 Jahren?
Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca hat Berichte über eine verminderte Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs bei Älteren zurückgewiesen. Dass das Präparat nur bei rund acht Prozent bei Menschen über 65 Jahren wirke, sei “völlig unkorrekt”, sagte eine Sprecherin.
Sie verwies auf vom Fachmagazin “The Lancet” veröffentlichte Daten, wonach Ältere eine starke Reaktion des Immunsystems auf das Mittel gezeigt hätten. Bei 100 Prozent von “älteren Erwachsenen” seien demnach nach der zweiten Impfdosis spezifisch gegen das Coronavirus gerichtete Antikörper erzeugt worden.
Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, dass die Regierung eine EU-Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs nur für Menschen unter 65 Jahren erwarte. Grund sei die niedrige Wirksamkeit bei Älteren.
Mit AstraZeneca sollten Ältere zu Hause geimpft werden
Das Präparat von AstraZeneca wird voraussichtlich am Freitag von der EU-Arzneimittelbehörde EMA zugelassen. Auch in der Schweiz wurde der AstraZeneca-Impfstoff von Swissmedic bisher noch nicht zugelassen. Der Bund bestellte davon bereits im Oktober 2020 über 5 Millionen Impfdosen. Dies reicht aus, um 2.5 Millionen Menschen mit zwei Impfdosen im Abstand von mindestens 3 Wochen zu impfen.
Das Vakzin von AstraZeneca ist einfacher zu transportieren und zu lagern als etwa der Biontech- oder Moderna-Impfstoff. Es eignet sich somit eigentlich optimal für ältere Menschen, die zu Hause leben und aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr mobil sind.
Wegen der angeblich niedrigen Wirksamkeit von AstraZeneca bei Senioren prüft nun das deutsche Gesundheitsministerium, ob die nach Alter gestaffelte Impfreihenfolge angepasst werden muss. Für den Impfplan der deutschen Regierung ergibt sich dadurch möglicherweise die Folge, dass in der Altersgruppe der 65- bis 75-Jährigen mehrere Millionen eingeplante Dosen fehlen könnten.
Grossbritannien: Ärger über deutsche Medienberichte zu AstraZeneca
In Großbritannien ist der Ärger über die deutschen Medienberichte über eine angeblich geringe Wirksamkeit von AstraZeneca bei Älteren groß. “Keine Ahnung, wo die Zahl herkommt”, zitierte das Online-Portal “Politico” aus Regierungskreisen in London. Ein anderer ranghoher Mitarbeiter des Regierungsapparats nannte die Berichte demnach “unbegründet und falsch”, eine dritte Quelle betonte, solche Angaben würde man eher von der russischen Propaganda erwarten als von deutschen Medien.
AstraZeneca steht in der EU zudem bereits in der Kritik, weil das Unternehmen kürzlich angekündigt hatte, weniger Dosen als geplant an die Europäische Union liefern zu können. Laut AstraZeneca könnte es zwei bis drei Monate dauern, bis Impfstoff im geplanten Umfang an die EU geliefert wird.