Die Akte Mondka­len­der: Haare ab nur bei Vollmond?

Sollen die Science Cops sich die Haare schnei­den, die Garten­ar­beit machen oder sich operie­ren lassen, nur weil Vollmond ist? Maximi­li­an Doeckel und Jonathan Focke ermit­teln in der Akte „Mondka­len­der“.

Darum geht’s in diesem Beitrag

Der Mondka­len­der erklärt sich vom Begriff her selbst: Es ist ein Kalen­der, der sich nach den Phasen des Mondes richtet. Doch nicht nur das: Laut Mondka­len­der werden bestimm­te Aktivi­tä­ten durch die Mondpha­sen beein­flusst und sollten daher für ein optima­les Ergeb­nis auch zu diesen Zeiten getätigt werden.

Zum Beispiel wird behaup­tet, dass Haare beim Färben während des zuneh­men­den Mondes inten­si­ver und leuch­ten­der werden und die Farbe länger hält. Oder es wird empfoh­len, Pflan­zen bei bestimm­ten Mondpha­sen einzu­pflan­zen, um das Wachs­tum zu fördern. Auch der Schlaf soll durch die Mondpha­sen und dem Mondka­len­der beein­träch­tigt werden.

Alles Einbil­dung und Bullshit oder steckt wirklich etwas hinter dem Mondka­len­der? Die Science Cops ermit­teln für euch. Doch nur so viel: Sie würden sich nicht drauf verlas­sen, dass ihre Pflan­zen auch schnel­ler wachsen, nur weil man sie beim zuneh­men­den Mond gepflanzt hat.

Das sind die wichtigs­ten Fakten

Geschicht­li­che Informationen

  • Die ersten Mondre­geln wurden bereits im 16. Jahrhun­dert aufge­schrie­ben (z.B. beste Zeit für Aderlass)
  • Ursprüng­lich wurden die Regeln nicht von der Natur sondern von der Astro­lo­gie abgeleitet
  • Ab der Zeit der Aufklä­rung (ca.1700) wurden die Mondka­len­der als unwis­sen­schaft­lich definiert
  • Ende des 18. Jahrhun­derts begann die Zeit der Roman­tik mit der die Mondre­geln von der Astro­lo­gie heraus­ge­löst wurden
  • Man bezog sich ab diesem Zeitpunkt dann eher auf ein uraltes germa­ni­sches Erbe das haupt­säch­lich in gebil­de­te­ren Kreisen Einlass fand
  • Nach dem 2. Weltkrieg sprach man dann immer öfter vom “Wissen der Großvä­ter” für eine breite­re Gesell­schafts­schicht, das dann als “Bauern­wis­sen” umgedeu­tet wurde
  • Erst im Jahr 1960 wurde der erste Aussaat­ka­len­der von der Anthro­po­so­phin Maria Thun herausgegeben
  • Im Aussaat­ka­len­der wurden Teile der Pflanze (z.B. Wurzel) den astro­lo­gi­schen Elemen­ten zugeord­net (z.B. Erde)

Physi­ka­li­sche Informationen

  • Die Gravi­ta­ti­ons­kraft des Mondes sorgt auf der Erde für die Gezei­ten (Ebbe und Flut)
  • Bei Voll- und Neumond sind die Gezei­ten­kräf­te am stärks­ten (Spring­flut)
  • Die Gezei­ten­kräf­te führen zu einer leich­ten Verfor­mung der Erde und haben nur auf große Wasser­ma­ßen (Meere) einen messba­ren Einfluss

Einfluss auf Mensch und Pflanzen

  • Der Einfluss der Gravi­ta­ti­on des Mondes auf den Menschen ist unfass­bar winzig
  • Die Bewegung von Pflan­zen­säf­ten können ebenfalls nicht auf die Mondpha­sen oder die Gezei­ten­kräf­te zurück­ge­führt werden
  • Es gibt auch keiner­lei Evidenz dafür, dass die Phasen des Mondes etwas mit dem Haarwachs­tum zu tun haben
  • Auch zwischen der Mondpha­se (z.B. Vollmond) und Schlaf gibt es laut zahlrei­chen Studien keiner­lei Zusammenhang
  • Vielmehr hat der Glaube an den Einfluss des Mondes im Sinne einer selbst erfül­len­den Prophe­zei­ung einen Einfluss auf die Quali­tät des Schlafes
  • Auch die Hellig­keit des Mondes, die bei Vollmond natür­lich am größten ist, kann einen Einfluss auf den Schlaf­zy­klus haben

Studi­en­la­ge

  • Mehrere Studien, die unter­sucht haben, ob es mehr Kompli­ka­tio­nen bei bestimm­ten Mondpha­sen gibt, sind zum Schluss gekom­men, dass es diese Kausa­li­tät nicht gibt
  • Keine Zusam­men­hän­ge bestehen auch zwischen Mondzy­klus und der Gebur­ten­häu­fig­keit von Kindern
  • Mondpha­sen haben auch keinen Einfluss auf die weibli­chen Menstrua­ti­ons­pha­sen, die ungefähr gleich lange sind
  • Die Tipps zum Gärtnern nach dem Mond wider­spre­chen sich: ein Teil schaut auf den Stand des Mondes ein anderer auf das Tierkreiszeichen

Fazit

Die These, dass der Mond irgend einen Einfluss auf Mensch und Pflan­zen hat, ist falsch. Wissen­schaft­li­che Studien konnten keiner­lei Kausa­li­tät zwischen den Mondzy­klen und dem Wachs­tum von Pflan­zen oder dem Einfluss auf den Mensch feststel­len. Einzel­ne Belege, dass dem doch so sein könnte, basie­ren auf dem Zufalls­ef­fekt oder einer sich selbst erfül­len­den Prophezeiung.

Externe Infor­ma­ti­ons­quel­len