Sport lernen: Kann ich nur durch Videogucken zum Sportprofi werden?
Ralph Caspers hat eine Liste mit Sportarten, die er unbedingt lernen möchte. Aber gerade am Anfang kann es schon mal peinlich werden… Doch was wäre, wenn man neue Sportarten ganz bequem von der Couch aus lernen könnte? Nur durch das Schauen von YouTube und anderen Videos?
Quarks Dimension Ralph hat einige Menschen gefunden, denen Videogucken beim Sportlernen geholfen hat. Joel Embiid zum Beispiel. Er hat im Alter von 15 in Kamerun angefangen, Basketball zu spielen. Heute spielt er in der NBA und verdient 50 Millionen Dollar im Jahr. Auch Julius Yego (olympischer Speerwerfer) und Sweta Shahi (Rugby-Nationalspielerin) haben ihre Skills durch das Anschauen von Sportvideos verbessert.
Aber reicht es wirklich aus, nur zuzusehen, oder muss man doch aktiv trainieren, um erfolgreich zu sein? Fachleute nennen das Lernen durch Zuschauen „observational learning“. Schon das bloße Vorstellen von Bewegungsabläufen aktiviert die gleichen Gehirnregionen wie tatsächliches Training. Aus Studien weiß man, dass bei körperlichem Training nicht nur die Muskeln, sondern auch das Gehirn trainiert werden. Und das bedeutet sogar: Wenn ich nur mit dem linken Arm Hanteltraining mache, dann wird auch mein rechter Arm stärker! Und zwar um erstaunliche acht Prozent – allein durch Nichtstun. Und dabei ist es nicht etwa so, dass die Muskeln da ein bisschen mittrainieren. Denn: Trainiert wird die „neuronale Erregbarkeit“.
Diese neuronale Erregbarkeit lässt sich aber nicht nur durch Hanteltraining ändern, sondern auch durch Nachdenken übers Hanteltraining. Man weiß durch MRTs und EEGs, dass beim Zuschauen, beim Vorstellen und beim Selbermachen die gleichen Bereiche im Gehirn aktiv sind; nämlich der Motorcortex. Das sind übrigens auch die Daten, die man auswertet, wenn Querschnittsgelähmte allein durch ihre Gedanken ein Gerät steuern. Ralph zeigt euch dazu einen Ausschnitt aus einer Quarks-Sendung.
Das Vorstellen von Bewegungsabläufen ist auch im Leistungssport ein Thema, wenn zum Beispiel jemand wegen einer Verletzung nicht richtig trainieren darf. Da ist auf dem Sofa sitzen und sich die Bewegungen genau vorzustellen auf jeden Fall besser als gar kein Training. Normaler Sport zusammen mit Sport im Kopf ist sogar besser als nur körperlich zu trainieren. Deshalb gehört das Couch-Training sogar im Leistungssport schon lange dazu; da heißt es allerdings „Visualisierung“.
Doch wie effektiv ist es, Sport durch das reine Anschauen von Videos zu lernen? Eine Studie von Jack Aaron Binks von der @newcastleuni und seinem Team liefert interessante Antworten. Sie haben das sogenannte „Speed Stacking“ untersucht und vier Gruppen getestet: eine, die nur Videos anschaute, eine, die sich die Bewegungen nur vorstellte, eine, die beides machte, und eine Kontrollgruppe, die ganz ohne Training auskommen musste. Welche Gruppe den neuen Sport am besten gelernt hat, verrät euch Ralph im Video – genauso wie einige Tipps zum Selbstausprobieren.