Warum wir ohne Gemeinschaft nicht überleben können
In dieser philosophischen Betrachtung erkundet Gert Scobel das fernöstliche Konzept des “Gongsheng” (Kyōsei) und seine Bedeutung für unsere moderne Gesellschaft. Er zeigt auf, wie die tiefe Verbundenheit zwischen Menschen untereinander und mit der Natur der Schlüssel zur Bewältigung globaler Krisen sein könnte. Dabei verknüpft er westliche und östliche Philosophie mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und betont die Notwendigkeit, von einem rein individualistischen Denken zu einem ganzheitlichen Verständnis von Gemeinschaft überzugehen.
Kerninhalte
- Das Konzept “Gongsheng” als Philosophie des Zusammenlebens und der gegenseitigen Abhängigkeit
- Die Bedeutung von Gemeinschaft für das Überleben in Krisenzeiten
- Kritische Betrachtung des westlichen Individualismus
- Verbindung zwischen asiatischer Philosophie und modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen
- Holistische Betrachtung der Realität als vernetztes System
Analyse und Gedanken
- Überwindung nationalistischer und isolationistischer Denkweisen ist notwendig
- Evolution basiert auf Kooperation statt reinem Wettbewerb
- Moderne Krisen erfordern globales, vernetztes Denken
- Integration verschiedener philosophischer Traditionen kann neue Lösungswege aufzeigen
Fazit
Die Erkenntnis der fundamentalen Verbundenheit aller Lebewesen und Systeme ist entscheidend für die Bewältigung aktueller globaler Herausforderungen. Das fernöstliche Konzept des “Gongsheng” bietet dabei wichtige Impulse für ein neues Verständnis von Gemeinschaft und Kooperation.
Einführung in die Bedeutung von Gemeinschaft (00:00)
Die Diskussion beginnt mit einer grundlegenden Betrachtung der Bedeutung von Gemeinschaft in Krisenzeiten. Gert Scobel erläutert, wie die asiatische Philosophie seit Jahrtausenden die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Verbindung betont. Die moderne Evolutionsbiologie bestätigt diese Sichtweise durch ihre Erkenntnisse über die Rolle von Kooperation und Symbiose. Diese Einsichten werden als fundamental für das Überleben und die Entwicklung von Lebewesen dargestellt.
Philosophische Perspektiven auf Gemeinschaft (03:30)
Der Vergleich zwischen asiatischen und westlichen Denkweisen offenbart unterschiedliche Ansätze zum Verständnis von Gemeinschaft. Die chinesische Politik strebt ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur an. Dabei wird die Bedeutung der Reflexion über Konzepte wie Subjektivität und Autonomie hervorgehoben. Die Philosophie wird als globales Unterfangen verstanden, das verschiedene Traditionen vereint.
Herausforderungen des Nationalismus (07:01)
Die Problematik nationalistischer Denkweisen wird im Kontext globaler Herausforderungen analysiert. Es wird deutlich, wie Nationalismus zu Isolation und Spaltung führt. Die vernetzten Krisen unserer Zeit erfordern ein grundlegend anderes Denken. Die Bedeutung eines reflektierten Umgangs mit der eigenen Geschichte wird betont.
Individuum und Gesellschaft (10:32)
Die Beziehung zwischen Individuum und Gemeinschaft wird aus evolutionärer und historischer Perspektive beleuchtet. Die Prägung der westlichen Denkweise durch Reformation und Individualismus wird analysiert. Die Herausforderung besteht darin, individuelle Freiheit mit gemeinschaftlichem Leben zu vereinbaren.
Holistisches Netzwerkdenken (14:02)
Das Konzept eines holistischen Netzwerks wird vorgestellt, das die Verbundenheit aller Phänomene betont. Buddhistische und daoistische Lehren werden mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpft. Die Komplexität der Realität wird durch verschiedene philosophische und wissenschaftliche Perspektiven beleuchtet.
Veränderung und Verbundenheit (17:34)
Der abschließende Teil behandelt die Akzeptanz von Veränderung und die wechselseitige Abhängigkeit aller Dinge. Die Problematik der Fixierung auf Unterschiede und isolierte Subjekte wird diskutiert. Die fundamentale Realität der Verbundenheit wird als Schlüssel zum Verständnis unserer Existenz dargestellt.
Video-Statistiken
In einer Welt, die von Krisen und Unsicherheit geprägt ist, zeigt uns Gert Scobel, wie tief wir miteinander und mit der Natur verbunden sind. Anhand des fernöstlichen Konzepts Gongsheng (Kyōsei) entdecken wir, dass Kooperation und Zusammenleben der Schlüssel zur Lösung globaler Herausforderungen sind. Was bedeutet es, in einer Welt zu leben, in der alles mit allem verflochten ist? Und wie können wir dieses Verständnis nutzen, um unsere Zukunft positiv zu gestalten?
Quellen:
Bing Song, Yiwen Zhan (Hg.), Gongsheng Across
Contexts. A Philosophy of Co-Becoming, Singapore 2024.
Kosho Uchiyama, Deepest Practice, Deepest Wisdom. Three Fascicles from Shobogenzo with Commentaries, trans. By Daitsu Tom Wright & Shohaku Okumura, Somerville 2018.
Eine Produktion von objektiv media GmbH im Auftrag von ZDF/3sat
Autor & Host: Gert Scobel
Kamera: Ralph Zeilinger
Drehassistenz/Ton: Daniel Theo Giesen
Illustrationen: Claus Ast
Schnitt: Max Steinbach
Thumbnaildesign: Jan Schattka
Producer objektiv media: Jennifer Lee
CvD objektiv media: Verena Glanos, Luisa Zech
Redaktion ZDF: Tanja Thieves, Christine Bauermann, Birgit Rethy, Darinka Trbic
Produktion ZDF: Daniel Born
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Die TV-Sendung „scobel” in 3sat: https://www.zdf.de/3sat/scobel
Top 25 Kommentare
Sehr wichtig das Video.
Ein Menschenfreund mit großen Herzen.
Schön das es dich gibt mein Lieber🍀♥️
Gòngshēng , ja wir müssen wieder erlernen, das all unser tun und Handeln wirkungen haben, wie eben, in dem atom Modell, so bewegt man Dinge, die wiederum andere bewegen, ohne es zu sehen oder zu spüren sind wir eigentlich immer ständig in Kontakt mit anderen.
Danke sie haben es viel besser als ich beschrieben, es ins Bewusstsein zu holen ist für meinche schwer, doch das ist Leben, so hat sich Leben entwickelt, und es tut es weiterhin.
Mögen alle Wesen Glücklich sein und in Frieden leben 🙏 🕉
Es ist etwas schade, dass hier wieder ausschließlich nach Osten geblickt wird, obwohl das vorchristliche Europa ebenfalls das Konzept von „Indras Netz“ hatte, nur unter anderen Namen natürlich — Wyrd zum Beispiel. Wirklich verschwunden ist das erst mit der ach so tollen „Aufklärung“. Besonders, da das Grundgerüst, der Animismus, genannt und, wahrscheinlich unbeabsichtigt, erneut in die (im Wortsinn falsch verstandene) „Esoterik“-Ecke gesteckt wird — allein schon durch die Erwähnung von letzterem.
Auch wegen der Traditionslinien, die sich im Denken in der Philosophie treffen, wäre zumindest eine Erwähnung der Existenz solcher Vorstellungen in Europa schön gewesen. Zeigt es doch deutlich die weite Verbreitung auf. Dann hätte man ja wunderbar den Bogen nach Osten, wo sich bis heute damit auseinandersetzt wird, schlagen können.
So bleibt jedoch das Gefühl zurück, vom schon vor Jahrtausenden fortschrittlichen Osten und den primitiven Vorstellungen der europäischen Barbaren, die wir getrost ignorieren können. Obwohl sie, in dieser Hinsicht, wohl ganz genauso dachten.
Scobel’s one of the best of — ✌️
Da ist sicherlich sehr wahr.
Trotzdem ist die Veränderlichkeit schmerzhaft, zumal sie auch verpasste Chancen, verpasste Freundschaften, verpasste Erlebnisse u.v.m. impliziert.
Veränderungen finde ich persönlich aus dem Grund gar nicht mal so toll, wohl wissend wie ungeheuer nötig und bereichernd sie auch gleichzeitig sind.
Ich mag den systemischen Ansatz, der in der Pädagogik und Psychologie entstanden ist. Er sollte dringend als Therapieform bezahlt werden.
In der Medizin, finde ich, ist dieses individualisierte Denken noch einmal auf die Spitze getrieben. Da wird oft nicht mal mehr der Mensch als ganzes wahr genommen. Dabei ist es bei so vielen Krankheiten wichtig den gesamten Menschen zu betrachten und zu behandeln. Und das auch andere Menschen einen großen Einfluss auf die eigene Gesundheit haben, wird gar nicht bedacht.
Pra – Diese Silbe symbolisiert das Transzendente, das Unaussprechliche, etwas, das über die Grenzen von Sprache und direkter Benennung hinausgeht.
Tītya – “abhängig von”, “durch” oder “in Bezug auf”.
Samutpāda – “Entstehen”, “Hervorbringung”, “Entwicklung”.
Mit dieser Sichtweise könnte Pratītyasamutpāda interpretiert werden als “Das unbenennbare, transzendente Entstehen aller Dinge durch gegenseitige Abhängigkeit”. Es hebt die Unaussprechlichkeit oder das Unfassbare der ultimativen Ursache hervor, die jenseits sprachlicher Erklärungen liegt, während es gleichzeitig den Prozess beschreibt, wie Phänomene durch Bedingungen entstehen.
mir ist das ’ Indra –Netz ’ auf der Grundlage von Hermann Oldenberg u. H.Glasenapp als Brahma – Netz ’ geläufig…🤔
( siehe bitte Rgveda ) .Interessant hierzu fand ich dann auch den Vorschlag zu den Spiegelneuronen ( Symbiose ) .
Mit freundlichen Grüßen
Dirk 🌈