«Ich rate davon ab, dass jeder FFP2-Masken trägt»

FFP2-Masken gelten als neuer Standard in der Corona-Bekämp­fung. Virolo­ge Hendrik Streeck erklärt, warum er von einer generel­len Pflicht wenig hält, und warum Deutsch­land insge­samt einen Plan B braucht.

Kein entschei­den­der Faktor im Kampf gegen die Pandemie

Der Virolo­ge Hendrik Streeck sieht in der breiten Nutzung von FFP2-Masken keinen entschei­den­den Faktor im Kampf gegen die Corona-Pande­mie. “Generell rate ich davon ab, dass jeder die FFP2-Maske nutzt”, sagte der Leiter der Virolo­gie am Unikli­ni­kum Bonn im Inter­view mit ntv. Demnach würden viele Menschen die Maske nicht korrekt tragen. Zudem ließe der Arbeits­schutz nicht zu, dass Arbeit­neh­mer die Maske länger als 75 Minuten am Stück nutzen, danach müsste mindes­tens eine 30-minüti­ge Pause erfol­gen, da das Atmen unter der Maske deutlich schwe­rer falle, sagte er weiter.

FFP2-Maske in Deutsch­land beim Einkau­fen und im ÖV Pflicht

Seit dieser Woche ist deutsch­land­weit die Nutzung einer medizi­ni­schen Maske beim Einkau­fen und in öffent­li­chen Verkehrs­mit­teln Pflicht. Außer in Bayern, wo sie vorge­schrie­ben sind, müssen dies keine FFP2-Masken sein, auch sogenann­te OP-Masken sind erlaubt. Doch viele Menschen bevor­zu­gen sie, da sie auch die Träger vor einer Covid-19-Anste­ckung schüt­zen sollen. Wer sich durch eine FFP2-Maske in seinem Alltag siche­rer fühle, soll sie tragen, sagte Streeck. “Trotz­dem wird das am Ende nicht den Unter­schied in der Pande­mie machen.”

Viren-Mutatio­nen sind kein Grund für Panik

In Bezug auf die neuen Corona-Varian­ten aus Großbri­tan­ni­en oder Südafri­ka wünscht sich der Virolo­ge weniger Angst in der Kommu­ni­ka­ti­on: “Mutatio­nen passie­ren und es ist auch typisch, dass bestimm­te Mutatio­nen die Haupt­va­ri­an­te werden, bis wieder eine andere Varian­te kommt”, sagte er. “Wir sehen in England und Irland deutlich, dass die Infek­ti­ons­ra­ten durch die norma­len Maßnah­men runtergehen.“

Strate­gie für einen Plan B dringend nötig

Streeck fordert zudem eine Zielgren­ze für Deutsch­land, wie viele Infek­tio­nen das Gesund­heits­sys­tem überhaupt aushal­ten könne. “Wir müssen eine Strate­gie definie­ren, in welchem Korri­dor von Neuin­fek­ti­ons­zah­len wir uns überhaupt bewegen können, um dann Maßnah­men anzie­hen oder lockern zu können.” Wenn man verin­ner­li­che, dass das Virus auch nächs­tes Jahr da sein wird, sollte schon jetzt über Strate­gien und einen Plan B für den kommen­den Herbst und Winter nachge­dacht werden, sagte Streeck.

Meinung der AirVox-Redaktion

Hendrik Streeck gehört zu den ganz wenigen Virolo­gen, deren Meinung man auch in der Öffent­lich­keit hört. Zum Glück, denn ausser ihm sind noch immer viel zu viele kriti­sche Geister in Deckung und haben Angst, ihren Job zu verlie­ren, wenn sie mit der Wahrheit, die inzwi­schen den meisten aufge­klär­ten Menschen klar ist, rausrücken.

Streek hat auch eine realis­ti­sche Einstel­lung zu den FFP2-Masken. Er findet diese absolut sinnvoll, wenn man sie nur kurz trägt – eben zum Beispiel bei einem Besuch im Pflege­heim. Dabei geht es darum, vor allem sich selbst zu schüt­zen. Keines­falls sind diese FFP2-Masken jedoch dazu gedacht, z.B. über eine Stunde im öffent­li­chen Verkehr getra­gen zu werden – so wie es in Deutsch­land seit kurzem tatsäch­lich Pflicht ist (!). Im Gegen­teil: Gesetz­lich ist es sogar vorge­schrie­ben, dass nach 75 Minuten eine Pause erfol­gen muss, weil ansons­ten die Sauer­stoff­zu­fuhr ernst­haft gefähr­det ist.

Die deutsche Regie­rung schei­nen solche «Kleinig­kei­ten» jedoch nicht zu kümmern. Dafür ist sie umso besorg­ter wegen den vielen Viren-Mutatio­nen. Statt sich um die Fakten zu kümmern, und eine Öffnungs­stra­te­gie ab Frühling vorzu­le­gen, macht man den vielen Leitme­di­en-Lesern lieber tagtäg­lich noch mehr Angst. Und das ist wichtig, denn nur so kann man den grossen Teil der einfach manipu­lier­ba­ren Bevöl­ke­rung auch weiter­hin in Schach halten.