War der Bombenkrieg gegen Deutschland ein Kriegsverbrechen? | Zweiter Weltkrieg
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Erlebe die erschütternde Geschichte des Bombenkriegs gegen deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg. War die systematische Zerstörung von Wohngebieten militärisch notwendig oder ein Kriegsverbrechen? Wie erlebten die Menschen die Feuerstürme in Hamburg und Dresden? Entdecke die moralischen Dilemmata des “Moral Bombing” und die Frage, ob das Völkerrecht durch die gezielte Tötung von Zivilisten gebrochen wurde.
Kerninhalte
- Die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte forderten Hunderttausende zivile Opfer und zerstörten historische Innenstädte
- Das “Moral Bombing” zielte bewusst auf die Zivilbevölkerung, um deren Widerstandswillen zu brechen
- Die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 gilt als besonders umstrittener Angriff kurz vor Kriegsende
- Die NS-Propaganda nutzte die Bombardierungen, um die Bevölkerung für den “Endsieg” zu mobilisieren
- Bis zu 8000 Luftschutzbunker wurden errichtet, boten jedoch nur begrenzten Schutz vor den Feuerstürmen
Analyse und Gedanken
- Der Luftkrieg begann mit begrenzten Angriffen, radikalisierte sich aber im Verlauf des Krieges zu flächendeckenden Bombardements
- Die Völkerrechtsfrage bleibt umstritten: Waren die gezielten Angriffe auf Zivilisten legitime Kriegsführung oder Kriegsverbrechen?
- Die westlichen Demokratien sahen im Bombenkrieg ein notwendiges Übel, um den Krieg zu verkürzen und Nazi-Deutschland zu besiegen
- Die Erfahrungen des Bombenkriegs prägen bis heute das kollektive Gedächtnis in Deutschland
- Die Frage nach der moralischen Bewertung des Bombenkriegs zeigt die Komplexität ethischer Urteile in Kriegssituationen
Fazit
Der Bombenkrieg gegen deutsche Städte steht exemplarisch für die Entgrenzung der Gewalt im Zweiten Weltkrieg und wirft bis heute die Frage auf, ob der Zweck der Kriegsbeendigung die Mittel der massiven zivilen Opfer rechtfertigen konnte.
Deutschland 1945 (00:00)
Die verheerenden Auswirkungen der alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte werden eindrucksvoll dargestellt. Historische Aufnahmen zeigen die massive Zerstörung in Köln, Düren und Berlin, wo Hunderttausende Zivilisten ihr Leben verloren. Die grundlegende Frage wird aufgeworfen, ob diese Bombardierungen militärisch notwendig waren oder als Kriegsverbrechen einzustufen sind. Experten diskutieren die völkerrechtlichen Grundlagen und die moralischen Implikationen des strategischen Luftkriegs gegen die Zivilbevölkerung.
Die Anfänge des Luftkriegs (01:26)
Die theoretischen Grundlagen des Luftkriegs werden bis zum Ersten Weltkrieg zurückverfolgt. Der italienische General Douhet entwickelte die Idee, dass Bombenangriffe auf feindliche Städte den Widerstandswillen der Bevölkerung brechen könnten. Völkerrechtler bemühten sich in der Zwischenkriegszeit, Grenzen für den Luftkrieg zu setzen und Terrorangriffe gegen Zivilisten zu ächten. Diese Bemühungen blieben jedoch weitgehend erfolglos, da keine verbindlichen internationalen Abkommen geschlossen wurden.
Der Luftkrieg in den Kriegsjahren 1939/40 (02:32)
Die ersten Phasen des Luftkriegs zeigen die schrittweise Eskalation der Gewalt. Deutsche Luftangriffe auf Warschau und Rotterdam führten zu massiven Zerstörungen und zahlreichen zivilen Opfern. Farbdias aus der Kriegszeit bieten einzigartige Einblicke in den Alltag der Menschen unter dem Eindruck der Bombardierungen. Anfänglich nahmen viele Deutsche die Luftangriffe nicht ernst und betrachteten sie als entferntes Spektakel. Die Fliegeralarme wurden zur Routine im Alltag, und selbst bei Alarmen feierten Menschen weiter, überzeugt davon, dass ihnen nichts zustoßen würde. Diese anfängliche Sorglosigkeit wich jedoch bald der bitteren Realität des intensivierten Bombenkriegs.
„Moral Bombing” – Die Radikalisierung des Luftkriegs (07:14)
Die britische Luftkriegsstrategie entwickelte sich zum sogenannten “Moral Bombing”, das gezielt auf Wohngebiete und Innenstädte abzielte. Die Bombardierungen trafen bedeutende historische Bauwerke und forderten zahlreiche zivile Opfer. Die deutsche Propaganda nutzte diese Angriffe geschickt, um sie als gezielte Vernichtung deutscher Kultur darzustellen. Der britische Luftmarschall Harris setzte auf Flächenbombardements, um den Deutschen “den Krieg spüren zu lassen”. Besonders verheerend wirkten die eingesetzten Brandbomben, die ganze Innenstädte in Flammen aufgehen ließen und darauf abzielten, die Zivilbevölkerung zur Revolte gegen das NS-Regime anzustiften.
Im Luftschutzbunker (09:16)
Das Leben im Luftschutzbunker wird als bedrückende Erfahrung für die Zivilbevölkerung geschildert. Die NS-Regierung ließ bis zu 8000 Bunker errichten, um den Menschen während der Luftangriffe Schutz zu bieten. Ein spezieller Bunker in Berlin wurde für Mütter mit Kindern konzipiert, bot jedoch nur beengte Verhältnisse. Die Bunker waren chronisch überfüllt, da sich oft mehrere kinderreiche Familien einen kleinen Raum teilen mussten. Die psychologische Belastung durch die ständige Todesangst und die klaustrophobischen Bedingungen prägten das Leben der Zivilbevölkerung während der intensiven Bombardierungsperioden.
Spreng- und Brandbomben (11:00)
Die verheerende Wirkung der eingesetzten Bombentypen wird detailliert erläutert. Ab 1942 intensivierten die Briten ihre Luftangriffe mit Lancaster-Bombern, die eine tödliche Kombination aus Spreng- und Brandbomben abwarfen. Die Sprengbomben zerstörten zunächst Dächer und Fenster, während die nachfolgenden Brandbomben die freiliegenden Holzkonstruktionen in Brand setzten. Diese perfide Taktik maximierte die Zerstörungskraft und führte zu den gefürchteten Feuerstürmen. Die technische Entwicklung der Bomben und die strategische Planung der Angriffe zielten darauf ab, maximalen Schaden in den dicht bebauten Innenstädten zu verursachen.
„Operation Gomorrha” (12:00)
Die “Operation Gomorrha” gegen Hamburg im Juli 1943 markiert einen Höhepunkt des alliierten Bombenkriegs. Die massiven Luftangriffe verwandelten große Teile der Stadt in ein Flammenmeer und lösten einen verheerenden Feuersturm aus. Die NS-Propaganda nutzte die Trauer um die zivilen Opfer, um die nationalsozialistische Ideologie zu stärken und den Durchhaltewillen zu fördern. Die westlichen Demokratien gelangten zur Überzeugung, dass sie den Krieg nur durch die systematische Bombardierung deutscher Städte gewinnen könnten. Die Luftschlacht über Deutschland entwickelte sich zu einem entscheidenden Teil des Krieges, wobei die deutsche Luftwaffe gegen eine zunehmende alliierte Übermacht kämpfte.
Die Luftangriffe aus Sicht der Alliierten (14:24)
Die strategischen Überlegungen der Alliierten werden aus ihrer Perspektive beleuchtet. Die britische Kriegsführung sah in den Bombardierungen ein notwendiges Mittel, um den Krieg zu verkürzen und Nazi-Deutschland zur Kapitulation zu zwingen. Aus alliierter Sicht waren die Angriffe auf die Infrastruktur und die Moral der Zivilbevölkerung ein legitimes Kriegsmittel. Die hohen Verluste unter den Bomberbesatzungen werden thematisiert, um die Risiken dieser Strategie zu verdeutlichen. Die ethischen Dilemmata, vor denen die alliierten Befehlshaber standen, werden differenziert dargestellt und in den Kontext des Gesamtkrieges eingeordnet.
Dresden 1945 (16:09)
Der Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 wird als besonders umstrittene Operation analysiert. Die historische Barockstadt wurde durch mehrere Angriffswellen nahezu vollständig zerstört, wobei Zehntausende Zivilisten ums Leben kamen. Die Kontroverse um die militärische Notwendigkeit dieses Angriffs kurz vor Kriegsende wird ausführlich diskutiert. Die Frage, ob die Bombardierungen als gezielte Angriffe auf Zivilisten und damit als Kriegsverbrechen einzustufen sind, wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die Alliierten waren sich der verheerenden Konsequenzen ihrer Angriffe bewusst, glaubten jedoch, damit den Krieg schneller beenden zu können und letztlich Leben zu retten.
Britische und amerikanische Bomberangriffe auf Deutschland kosten im Zweiten Weltkrieg hunderttausenden Zivilisten das Leben. Über 150 deutsche Städte treffen die Alliierten schwer oder zerstören sie weitgehend. Köln ist zu 70 Prozent zerstört. Berlin zählt über eine halbe Million zerstörte Wohnungen. In Hamburg verlieren etwa 35.000 bis 40.000 Menschen ihr Leben, beim Angriff auf Dresden im Februar 1945 bis zu 25.000.
Im Krieg, den Deutschland mit dem Überfall auf Polen im September 1939 beginnt, setzt auch die deutsche Luftwaffe auf Bomber. Warschau, Rotterdam und das englische Coventry werden weitgehend zerstört. „Coventrieren“ nennt es die deutsche Propaganda – die Vernichtung einer ganzen Stadt. Doch keine andere Luftmacht radikalisiert den Luftkrieg so wie die Briten, wie Militärhistoriker Prof. Sönke Neitzel bilanziert. Ab Februar 1942 geht die britische Royal Air Force unter Befehlshaber Arthur Harris zu sogenannten Terrorangriffen gegen die deutsche Zivilbevölkerung über. Die Strategie: Die Moral der Deutschen brechen und zum Aufstand gegen Hitler anstiften. Und damit den Krieg verkürzen. Der Himmel über Deutschland wird zum Schlacht- und die Städte zum Trümmerfeld. Die Bevölkerung muss in den Bombennächten regelmäßig Schutz in Luftschutzbunkern oder, notgedrungen, den eigenen Kellern suchen. Doch die Strategie der Alliierten geht nicht auf. Eine Revolte gegen das NS-Regime bleibt aus.
Waren diese Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg tatsächlich kriegsnotwendig und vom Völkerrecht gedeckt? Oder waren die Bombenangriffe ein Kriegsverbrechen? Zusammen mit Sönke Neitzel geht der Beitrag diesen Fragen nach.
//Kapitel//
00:00 Deutschland 1945
01:26 Die Anfänge des Luftkriegs
02:32 Der Luftkrieg in den Kriegsjahren 1939/40
07:14 „Moral Bombing“ – Die Radikalisierung des Luftkriegs
09:16 Im Luftschutzbunker
11:00 Spreng- und Brandbomben
12:00 „Operation Gomorrha“
14:24 Die Luftangriffe aus Sicht der Alliierten
16:09 Dresden 1945
Dieses Video ist eine Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit History Media.
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Top 25 Kommentare
Bertolt Brecht
Gegen zivilbevpölkerung = ja
Vielleicht weil Goebbels aus Rheydt war ‚was heute zu Mönchengladbach gehört ?
Vielleicht auch weil wir Textil und Maschinenbau Industrie hatten.
Der Bunker in dem meine Oma als 8 Jährige Schutz gesucht hat gibt es heute noch. Wurde als Mehrfamilienhaus umgebaut.
Mein Großvater war zu der Zeit 15 Jahre alt. Er erzählte wie man helfen musste die Leichen aus den Trümmern zu bergen.
Tagsüber gab es auch Tiefflieger die gezielt auf Zivilisten Jagd machten.
Auf der Straße wo mein Großvater geboren war versuchte eine Nachbarin die Ende 20 war in Deckung zu gehen.
Sie wurde in zwei Hälften zerschossen.
Es gibt immer Verbrechen auf allen Seiten, keine Frage. Aber der Sieger urteilt und schreibt Geschichte. Nicht der Verlierer. War schon immer so.
Directive to Chief of Air Staff / 05.02.1942