Dipesh Chakrabarty, Historiker 56:52
Steht die Erde vor dem aus?

Die Menschen leben wie kleine Parasi­ten auf der Erde: Sie saugen die Natur aus, mit fatalen Folgen. Der indische Histo­ri­ker Dipesh Chakrab­ar­ty fordert darum radika­les Umden­ken, weg von der mensch­li­chen Perspek­ti­ve. Yves Bossart spricht mit ihm über Bakte­ri­en, Biodi­ver­si­tät und Bagger.

Der indische Histo­ri­ker Dipesh Chakrab­ar­ty spricht lieber von der «Bewohn­bar­keit der Erde» als von «Nachhal­tig­keit». Er plädiert für eine Dezen­trie­rung des Menschen in der Natur und für ein Denken in unmensch­li­chen Zeiträu­men. Schließ­lich sei der Mensch im «Anthro­po­zän» längst zur bestim­men­den Kraft des Plane­ten gewor­den: Jeden Tag sterben etwa 150 Arten aus – Tiere, Pflan­zen und Mikroorganismen.

Überschwem­mun­gen, Waldbrän­de und Dürren bedro­hen den Lebens­raum nicht nur von Menschen. Die Folgen sind Migra­ti­on, Kriege, Ressour­cen­knapp­heit. Chakrab­ar­ty argumen­tiert, dass der Klima­wan­del eine neue Ära der mensch­li­chen Geschich­te einge­lei­tet hat, die er als «plane­ta­ri­sches Zeital­ter» bezeich­net. Seine Forde­rung: Wir müssen ganz neu über den Menschen und die Natur nachden­ken, wenn wir als Spezies eine Zukunft haben wollen. Wie das geht, darüber spricht er mit Yves Bossart.