Ig-Nobelpreis 5:12
Warum junge Enten immer in einer Reihe schwimmen

Ralph Caspers betreibt heute „Flausch­for­schung“: Wie lässt sich das Verhal­ten von Enten­kü­ken erklä­ren, wenn sie ihrer Mutter immer in einer Reihe hinterherschwimmen?

Aus dem Tierreich kennt man das „Schwarm­ver­hal­ten“: Unter Wasser gibt es Fisch­schwär­me, die aus Millio­nen von Tieren bestehen. Sie ziehen ihre Kreise, ohne dass sie zusam­men­sto­ßen und schüt­zen sich damit vor Angrei­fern. Aber auch in der Luft gibt es Schwär­me; zum Beispiel von Staren, die sich damit vor Greif­vö­geln schüt­zen. Von Vögeln ist auch die sogenann­te V‑Formation bekannt: Dieses Verhal­ten beim Fliegen spart Energie – zumin­dest bei den Vögeln, die dem Leitvo­gel folgen. Doch welchen Grund hat das Forma­ti­ons­schwim­men der Entenküken?

Ralph erzählt, wie der Biologe Frank Fish heraus­ge­fun­den hat, dass die Küken dabei über 60 Prozent Energie einspa­ren können: Dafür ließ er Stock­en­ten­kü­ken in einem abgeschlos­se­nen Strömungs­be­cken hinter einer Modell-Ente herschwim­men; mal war die Ente im Wasser, mal schweb­te die Ente über der Wasser­ober­flä­che. Beim Schwim­men im Wasser gab es Wirbel, die einen Sog erzeug­ten. Dieser Unter­schied machte die große Energie­ein­spa­rung beim Schwim­men der Küken möglich.

Der Physi­ker Zhi-Ming Yuan glaubte jedoch nicht, dass die Wirbel­theo­rie die Energie­ein­spa­rung ausrei­chend erklä­ren kann und veran­schau­licht den Effekt anhand der physi­ka­li­schen Theorie der Wellen: Ähnlich wie Surfer auf Wellen reiten, machen das auch die Enten­kü­ken. Gemein­sam bekamen die beiden Wissen­schaft­ler Frank Fish und Zhi-Ming Yuan für ihre Forschung zum Schwimm­ver­hal­ten von Enten­kü­ken im Jahr 2022 den Ig-Nobel­preis im Bereich Physik.

Mit diesem „Anti“-Nobelpreis werden wissen­schaft­li­che Projek­te ausge­zeich­net, die laut Selbst­be­schrei­bung die Menschen erst zum Lachen und dann zum Nachden­ken gebracht haben. Seit einigen Jahren wird der Preis jährlich in zehn Katego­rien an der Harvard Univer­si­tät verlie­hen. Ralph schaut sich in loser Folge einige der Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger und ihre Forschung an.