Unterlassung der Meldepflicht mit Todesfolgen
Weniger als 3% Medikamenten-Nebenwirkungen werden der Swissmedic gemeldet

Eine Studie hat ergeben, dass in der Schweiz nur eine von 18 schwe­ren Neben­wir­kun­gen von Medika­men­ten, die zu Kranken­haus­ein­wei­sun­gen führen, an die Arznei­mit­tel­be­hör­de Swiss­me­dic gemel­det wird. Selbst bei Todes­fäl­len aufgrund von Neben­wir­kun­gen erfolg­te die Meldung nur in etwa jedem achten Fall. Die niedri­ge Melde­ra­te hat schwer­wie­gen­de Auswir­kun­gen, da sie die Früherken­nung und das Manage­ment von Medika­men­ten­ri­si­ken erschwert.

Über 30’000 Menschen erleiden jährlich schwere Medikamenten-Nebenwirkungen

Zwischen 2012 und 2019 wurden etwa 256.550 Menschen aufgrund von Medika­men­ten-Neben­wir­kun­gen im Kranken­haus behan­delt oder suchten von sich aus medizi­ni­sche Hilfe. Obwohl die Meldung solcher Vorfäl­le bei Verdacht gesetz­lich vorge­schrie­ben ist, wurden nur in wenigen Fällen Berich­te an Swiss­me­dic übermit­telt. Die Gründe für die niedri­ge Melde­ra­te sind vielfäl­tig und umfas­sen Zeitman­gel, Unsicher­heit bei der Meldung von Neben­wir­kun­gen, Daten­schutz­be­den­ken und die Angst vor recht­li­chen Konsequenzen.

Nebenwirkungen durch Blutverdünner, Paracetamol und Metamizol

Die Studie zeigt auch, dass die häufigs­ten Proble­me im Zusam­men­hang mit Neben­wir­kun­gen auf Blutver­dün­ner, Paracet­amol und Metami­zol zurück­zu­füh­ren waren. Fast die Hälfte der Betrof­fe­nen war über 65 Jahre alt, aber auch 16’754 Kinder und Jugend­li­che wurden aufgrund von unerwünsch­ten Medika­men­ten­wir­kun­gen ins Kranken­haus einge­wie­sen. Beson­ders besorg­nis­er­re­gend ist der Anstieg der Hospi­ta­li­sie­run­gen aufgrund von Opioid-Abhän­gig­keit, wobei der Verkauf verschrie­be­ner Opioide in der Schweiz erheb­lich zugenom­men hat.

Ein Großteil der Todesfälle wäre vermeidbar

Die niedri­ge Melde­ra­te und die damit verbun­de­ne unzurei­chen­de Überwa­chung von Medika­men­ten­ri­si­ken könnten zu vermeid­ba­ren Todes­fäl­len und Schäden in Schwei­zer Kranken­häu­sern führen. Die OECD empfiehlt, die Quali­tät der medizi­ni­schen Behand­lung besser zu überwa­chen, und verweist auf erfolg­rei­che Program­me in Ländern wie Schott­land, die zu einer erheb­li­chen Reduzie­rung von Todes­fäl­len und Infek­tio­nen in Kranken­häu­sern geführt haben. Dies unter­streicht die Notwen­dig­keit von Maßnah­men zur Verbes­se­rung der Bericht­erstat­tung und Patien­ten­si­cher­heit im Zusam­men­hang mit Medika­men­ten-Neben­wir­kun­gen in der Schweiz und anderswo.

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